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03.02.2009 Kategorie: Pressestelle

Die Einheit, ein Grund zum Feiern

Richard Schröder bilanziert beim Jahresempfang der Landeskirche 20 Jahre Mauerfall

Braunschweig. Der Berliner Theologe und Philosoph Richard Schröder hat die Unfähigkeit der Deutschen kritisiert, sich über die deutsche Einheit zu freuen. Jeder müsse sich kritisch fragen, ob das Ausmaß seiner Unzufriedenheit berechtigt sei, sagte er am Dienstag, 3. Februar, beim Abend der Begegnung der Landeskirche Braunschweig. So seien zum Beispiel die Forderungen der ostdeutschen Demonstranten von 1989 - "Stasi raus, Reisefreiheit, freie Wahlen, Einheit Deutschlands" - erfüllt worden. Heute seien die Ostdeutschen frei von der Angst vor Verhaftung, frei vom ideologischen Zwang und frei zur politischen Betätigung. Das gelte gerade für Christen.

Schröder erinnerte beim traditionellen Jahresempfang der Landeskirche daran, dass Ostdeutschland von allen ehemals sozialistischen Ländern den weitaus höchsten Lebensstandard und die beste Infrastruktur habe. Außerdem seien die traditionellen Unterschiede in Deutschland stärker nord-südlich als west-östlich ausgerichtet. Was den Bevölkerungsrückgang im Osten angehe, beruhe dieser nur zur Hälfte auf Abwanderung. Die andere Hälfte sei Folge des Geburtenrückgangs nach 1990.

Darüber hinaus, so Schröder, habe der Zusammenbruch des Sozialismus in Deutschland nicht zu separatistischen Bewegungen geführt. Seit dem 3. Oktober 1990 existiere Deutschland erstmals in seiner Geschichte in allseits anerkannten Grenzen: „Wem das kein Grund zum Feiern ist, dem kann ich auch nicht helfen", sagte er.

Schröder warb um Verständnis für die Dauer des Einigungsprozesses. Die Modernisierung der DDR-Wirtschaft sei faktisch auf eine Neugründung hinausgelaufen. Nur zwei Prozent der DDR-Unternehmen seien ohne Sanierung auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig gewesen. Ein Wirtschaftswunder Ost habe nicht stattgefunden, weil die Mauer fiel zwischen einem Land mit einer hochproduktiven Wirtschaft, die nur zu 68 Prozent ausgelastet war und ihre Produktion nur 20 Prozent steigern musste, um die gesamte DDR mit Gütern zu versorgen, und einem Land mit ruinierter Wirtschaft.

Er räumte allerdings ein, dass die Freude über die deutsche Einheit für viele im Osten durch den Zusammenbruch der Ostwirtschaft verschüttet worden sei. Davon profitierten heute die PDS/Linke und auch die NPD.

Vortrag von Prof. Dr. Richard Schröder

Begrüßung von Landesbischof Weber

Ansprache von Landesbischof Weber

Beim Vortrag: Richard Schröder.

Im Gespräch: Oberbürgermeister Hoffmann, Synodenpräsident Eckels, Kultusministerin Heister-Neumann, Professor Schröder, Landesbischof Weber (v.l.n.r.).

Im Takt: Orchester und Chor mit Musik von Mendelssohn-Bartholdy. Fotos (3): S. Hübner