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Lutherkirche

Die Lutherkirche im Georgenhof

Die heutige Lutherkirche wurde 1715-1717 nach Plänen und unter Aufsicht des bekannten Braunschweiger Hofbaumeisters Hermann Korb als Heiliggeistkapelle für die Bewohner des etwa 200 m entfernten alten Georgenhofs als frei stehendes Fachwerkgebäude vor den Toren Blankenburgs errichtet. Der Bau hat seither so zahlreiche Veränderungen erfahren, dass außer der Dachlaterne heute kaum noch etwas an das ursprüngliche Bauwerk erinnert.

Schon der Baumeister Joachim Eimbrod hatte, als er 1735-1737 die beiden je 58 m langen Flügel des Hauptgebäudes an die Kapelle anfügte, so erhebliche Schäden an der Fachwerkwand der Kapelle zur heutigen Herzogstraße vorgefunden, dass er die Wand abreißen ließ und in Sandstein neu aufbaute. Wir dürfen annehmen, dass er sie  getreu dem Vorbild seines Lehrmeisters Hermann Korb gestaltet hat. Die Anbauten lagen auf der Hofseite in einer Flucht, während die Kapelle straßenseitig risalitartig aus der Gebäudefront hervortrat.

Betreten wir heute die Lutherkirche, so stellen wir fest, dass sich der Altarraum nicht an ihrer Ostseite befindet. Da man in der Barockzeit begann, es mit der Ostung der Kirchen nicht mehr so streng zu nehmen und wir uns damals in der Barockzeit befanden, wäre die fehlende Ostung der Lutherkirche nichts Aufregendes. Bemerkenswert ist jedoch, dass die frühere Heiliggeist-Kapelle in Ost-West-Richtung angelegt worden ist, ihrer Ostung also gar kein Hindernis entgegen gestanden hätte. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Altarraum sich ursprünglich im Osten befunden hat und es erst im Zuge späterer baulicher Veränderungen zu seiner Verlegung kam.

Dafür sprechen die drei großen (heute neugotischen) Fenster hinter dem Altar, die  ursprünglich als barocke Rundbogenfenster gestaltet waren. In barocken Kirchen befinden sich Fenster in der Regel nicht im Altarraum oder werden anderenfalls durch eine Altarwand und eine Hochkanzel verdeckt. Dafür, dass die Heiliggeistkapelle an ihrer Ostseite ursprünglich fensterlos gestaltet gewesen sein könnte und dort der Altar einst gestanden hat, sprechen daher gute Gründe.

Der zweite Umbau erfolgte, als die Kapelle nach Brandzerstörung der alten Katharinenkirche 1836 erweitert werden musste und dazu die Ostwand der Kapelle um 3,50 m auf die Hofseite hinaus verlegt wurde. Zusätzlich wurde die Orgelempore auf der Ostseite der Kirche eingefügt. Ein Zugang für eine Empore an der Westseite hätte sich wegen der Treppenführung kaum schaffen lassen. So spricht vieles dafür, dass bei dem Umbau eine ursprünglich gegebene Ostung der Kapelle aufgegeben worden ist. Da Zeichungen und Pläne der alten Gebäude nicht vorhanden sind, ist ein Beweis dafür aber nicht möglich.

Im Zuge dieses Umbaus und der anschließenden sogenannten Gotifizierung der Kapelle wurden die Rundbogenfenster an der Westseite erhöht und in spitzbogige neugotische Fenster umgestaltet, die bis in den Rahmen der reichen barocken Stuckdecke aus der Zeit Hermann Korbs hinein reichten und das Glanzstück der Kapelle bildeten. Die Stuckdecke ist heute nicht mehr vorhanden. 1972 stürzten 14 qm der Decke ein, worauf die Bauaufsichtsbehörde den Abriss der gesamten Stuckdecke anordnete, obwohl ihr verbliebener Rest offenbar problemlos hätte gerettet werden können.

Nach dem Umbau wurde das mittlere Fenster an der Westseite verhängt und eine schlichte hölzerne Hochkanzel davor gesetzt. An der Nord- und der Südwand wurden um diese Zeit in Stuck Apostelfiguren angebracht, eine Stiftung von Frau von Veltheim. Diese Stuckaturen mussten allerdings später wieder entfernt werden, damit die aus der Schlosskapelle gerettete barocke Kanzel  1965 in die Kirche eingebaut werden konnte.

An der Südwand der Kirche finden wir eine Statue des St. Georg zu Pferde als Drachentöter. Sie stammt aus der Zeit des Hochbarock und ist damit älter als der heutige Georgenhof. Sie befand sich ursprünglich über dem Eingang zur Kapelle und stammt vermutlich aus dem alten Georgenhof.

Im Altarraum ist an der Nordwand gegenüber der Kanzel eine zeitgenössische etwa lebensgroße Darstellung des gekreuzigten Christus angebracht worden. Sie stammt aus der Katharinenkirche, dem früheren Gemeindezentrum der Kirchengemeinde in der Lühnergasse. Die Kirchengemeinde hat mit ihr ein wichtiges Stück ihrer Geschichte bei ihrem Umzug von dort mit in den Georgenhof eingebracht.

Die Glocken in dem Glockenturm auf dem Hof an den Holzställen stammen ebenfalls aus dieser Katharinenkirche, die nicht mit der 1836 abgebrannten alten Katharinenkirche verwechselt werden darf.