Abendmahl
Die Einsetzungsworte
Zu jeder Abendmahlsfeier gehören die Einsetzungsworte, wie sie in unseren
Gottesdienstordnungen (vgl. Ev. Gottesdienstbuch) vorgegeben sind. Mit den
Einsetzungsworten machen wir deutlich, dass wir das Mahl seiner Stiftung
gemäß feiern. Der einheitliche Gebrauch dieser Worte ist zugleich Hinweis
darauf, dass Christinnen und Christen in der Abendmahlsgemeinschaft verbunden
sind mit der ganzen Kirche Jesu Christi - an allen Orten und zu allen
Zeiten. Die überlieferten Worte und der Verzicht auf eigene Formulierungen
weisen darauf hin, dass nicht wir die Einladenden sind, sondern Christus der
Gastgeber ist.
Die Elemente: Brot und Wein
Sooft wir vom Brot essen und aus dem Kelch trinken, glauben und bekennen wir, dass Christus in Brot und Wein gegenwärtig ist. Darum ist es wichtig, dass wir verantwortlich überlegen, in welcher Form wir die Elemente in der Feier des Abendmahles verwenden und wie wir würdig mit ihnen umgehen. Nach dem Zeugnis der Schrift wird das Abendmahl mit Brot und Wein gefeiert.
In den meisten Gemeinden ist beim Abendmahl die weiße Oblate üblich, es können aber auch Brotoblaten oder Brot gereicht werden. In der Regel soll Wein gereicht werden. Aus seelsorgerlichen Gründen, z.B. bei der Teilnahme von Suchtgefährdeten oder Kindern, kann statt Wein Traubensaft gereicht werden. Wird beim Abendmahl Traubensaft verwandt, soll auch ein Kelch mit Wein gereicht werden, damit auch den Menschen die Teilnahme am Abendmahl ermöglicht wird, für die Wein bei der Kommunion unverzichtbar ist. Mit den Elementen Brot und Wein ist nach der Feier achtsam umzugehen.
Gemeinschaftskelch und Einzelkelche
Dass beim Abendmahl aus einem Kelch getrunken wird, ist ein Symbol für die Einheit der Gemeinde und der Kirche und zugleich ein Ausdruck evangelischer Abendmahlsfrömmigkeit.
Manche Gemeinden haben sich für die Verwendung von Einzelkelchen entschieden. Wo diese Form geübt und beibehalten wird, sollte die Einheit und die Gemeinschaft dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass die Einzelkelche aus einem gemeinsamen Gießkelch gefüllt werden. Dabei wird jeweils das Spendewort zugesprochen.
Das Eintauchen der Oblate in den Kelch (Intinctio)
Einzelne Menschen können aus persönlichen Gründen nur am Abendmahl teilnehmen, wenn sie die Oblate in den Kelch eintauchen. Diese Form der Kommunion entspricht nicht den Einsetzungsworten und soll deshalb die Ausnahme bleiben. Bei der Vorbereitung von Kindern und Konfirmandinnen und Konfirmanden soll diese Form nicht eingeübt werden.
Einladung zur und Teilnahme an der Abendmahlsfeier
Alle Getauften, die einer Kirche der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen (ACK) angehören, sind zur Teilnahme an der Feier des Abendmahls eingeladen. Diese eucharistische Gastfreundschaft gründet darin, dass nicht wir die Einladenden sind, sondern Christus uns einlädt. Die Einladung sollte so ausgesprochen werden, dass niemand sich von der Gottesdienstgemeinschaft ausgeschlossen fühlt, wenn er oder sie nicht an der Kommunion teilnimmt.
Menschen, die aus der Kirche austreten, verlieren das Recht, am Abendmahl teilzunehmen. Darauf ist in der Verkündigung, in Kontakten mit Ausgetretenen und in angemessener Form auch bei der Einladung zum Abendmahl hinzuweisen.
Lasset die Kinder zu mir kommen!"
Die Einladung zum Abendmahl schließt auch getaufte Kinder sowie Konfirmandinnen und Konfirmanden ein. Eltern, Paten, aber auch die Gemeinde sind verantwortlich für die Erfüllung des Taufversprechens. Einladung zur und Teilnahme an der Abendmahlsfeier werden dazu führen, dass Kinder das Abendmahl wertschätzen und lieb gewinnen und ihren eigenen Zugang zum Geheimnis des Glaubens finden. In Gesprächen mit Eltern und Paten, im Kindergottesdienst und in Kindergruppen sollen Kinder auf die Teilnahme am Abendmahl vorbereitet werden. Abendmahlsfeiern in Familiengottesdiensten und in der Konfirmandenarbeit ermöglichen die Einübung in eine Abendmahlsfrömmigkeit, die von Kind an das Leben prägt. Konfirmanden und Konfirmandinnen, die noch nicht getauft sind, ist in seelsorgerlicher Verantwortung deutlich zu machen, dass sie noch nicht teilnehmen können.
Verwaltung und Darreichung des Sakramentes
In unserer Kirche wird Pastorinnen und Pastoren mit der Ordination das Recht und die Pflicht zum rechten Gebrauch der Sakramente übertragen. Ordinierte sprechen über Brot und Kelch die Einsetzungsworte und leiten die Abendmahlsfeier. Vikarinnen und Vikare erhalten das Recht der Sakramentsdarreichung unter der Verantwortung der zuständigen Pastorin bzw. des Pastors.
Wo die Situation es erforderlich macht, können in unserer Kirche auch andere Personen mit der Darreichung der Sakramente beauftragt werden: in Einzelfällen Prädikantinnen und Prädikanten; Diakoninnen und Diakone mit Prädikantenbeauftragung, die in Krankenhäusern, Altersheimen oder anderen diakonischen Einrichtungen mit der Seelsorge beauftragt sind; Diakoninnen und Diakone mit Prädikantenbeauftragung, die Freizeiten leiten. Die Beauftragung in diesen besonderen Fällen erfolgt jeweils für den Zeitraum von sechs Jahren und gilt für einen festgelegten Bereich. Die Beauftragung wird auf Antrag des Kirchenkreiskonventes nach Beratung im Bischofsrat durch die zuständige Landessuperintendentin bzw. den zuständigen Landessuperintendenten ausgesprochen.
Vielfalt und Einheit
Die Feier des Abendmahles ist nicht an bestimmte Räume und Zeiten gebunden, sondern sie kann überall dort geschehen, wo Christinnen und Christen sich einladen lassen von dem auferstandenen und gegenwärtigen Herrn der Kirche. Neben der Abendmahlsfeier im sonntäglichen Gottesdienst gibt es darum auch andere Zeiten und Orte, z.B. im Krankenhaus, in der Familie, auf Freizeiten, bei Tagungen oder auf einem Pilgerweg. Die geregelte und wiedererkennbare Form hilft dabei, die Einheit der Kirche abzubilden.
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist"
Durch die kreative Gestaltung des Gottesdienstes, die liebevolle Ausgestaltung des Raumes und eine herzliche Einladung können Menschen leichter einen Zugang zum Abendmahl finden. In der Begegnung mit dem Auferstandenen, durch die Vergebung der Sünden und die Gemeinschaft der Heiligen spüren sie etwas von der Vorfreude auf das große Mahl am Ende der Zeit, zu dem alle Völker eingeladen sind.