Stuttgart/Braunschweig. Der ehemalige Braunschweiger Landesbischof Dr. Gerhard Heintze ist am Donnerstagabend, 14. Dezember, im Alter von 94 Jahren in Stuttgart gestorben. Landesbischof Dr. Friedrich Weber würdigte vor allem das gesellschaftspolitische Engagement Heintzes. Der Gedanke von Frieden und Versöhnung, mit denen das zerrissene Europa durch die Hilfe der Kirchen vereint werden sollte, habe für ihn eine zentrale Stellung eingenommen. Heintze war von 1965 bis 1982 Bischof der Landeskirche Braunschweig.
Weber bezeichnete den Verstorbenen als "Fürsprecher und Wegbereiter" der so genannten Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Heintze sei davon überzeugt gewesen, "dass eine Versöhnung mit den Völkern Osteuropas unter deutlicher Erklärung der deutschen Schuld, aber auch der Anerkennung des Status quo der Nachkriegssituation notwendig war, um den Frieden im Europa des Kalten Krieges zu stabilisieren".
Der Altbischof habe stets versucht, das Evangelium von der Liebe Gottes in die jeweilige Situation und Bewusstseinslage der Menschen zu übersetzen. Das habe sich auch auf sein Verständnis von Kirchenleitung ausgewirkt, das nicht von autoritären Vorgaben geprägt gewesen sei, sondern von dem reformatorischen Grundsatz: "Ohne Gewalt, allein durch das Wort."
Vor diesem Hintergrund sei Heintze auch ein Wegbereiter der Frauenordination in der Landeskirche Braunschweig gewesen. Außerdem habe er eine Visitationspraxis gefördert, die sich nicht als kirchenbehördliche Aufsichtsmaßnahme versteht, sondern als "wechselseitigen brüderlichen Hilfsdienst". Ein eindrucksvolles Zeugnis, so Landesbischof Weber, sei auch Heintzes "leidenschaftliches Bemühen um die von der Kirche Enttäuschten und Abseitsstehenden" gewesen.
Altbischof Heintze war von 1975 bis 1982 außerdem Catholica-Beauftragter und von 1978 bis 1981 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Zeitweise war er auch stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) sowie Präsidiumsmitglieder der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK).
Vor seiner Zeit als Bischof der Landeskirche Braunschweig war der am 14. November 1912 in Wehre (Kreis Goslar) Geborene Landessuperintendent für den Sprengel Hildesheim der hannoverschen Landeskirche. Davor wirkte er als Superintendent in Hildesheim, Studiendirektor des Predigerseminars Erichsburg bei Northeim, Missionsdirektor in Hermannsburg sowie als Studieninspektor in Loccum.
Die Beisetzung erfolgt durch Landesbischof Dr. Friedrich Weber am Donnerstag, 21. Dezember, 13 Uhr, in Stuttgart (Ostfilder Friedhof). Ebenfalls um diese Uhrzeit nimmt der Braunschweiger Dom ein Totengeläut vor. Ein Gedenkgottesdienst der Landeskirche ist am Donnerstag, 4. Januar, um 11 Uhr im Braunschweiger Dom geplant.