Suche

Details Nachrichten Landeskirche

News

17.03.2007 Kategorie: Pressestelle

Sonderpfarrer für Nichtchristen

Axel Lundbeck berichtet über seine Arbeit im Ostteil der Landeskirche Braunschweig

Blankenburg/Harz (epd). Axel Lundberg (58) hat eine Sonderpfarrstelle, die nach seiner Einschätzung einmalig in der Bundesrepublik ist. Als Pfarrer der „Kirche am Markt“ im sachsen-anhaltinischen Blankenburg im Ostharz ist er seit sechs Jahren ausdrücklich für die Nichtchristen zuständig. Das sind 80 Prozent der Bevölkerung. Für den „Wessi“ in der ehemaligen DDR, der zuvor 25 Jahre lang Gemeindepfarrer in Braunlage war, ist dies noch immer eine spannende Herausforderung. Lundbeck bringt die Kirche ins Gespräch und arbeitet nach eigenem Bekunden oft selbstbewusst so, als gebe es noch immer eine volkskirchliche Situation. Der Theologe predigt auf Stadtteilfesten und in Schulen, lädt zu Bibelkursen und Kirchenführungen ein. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Weihnachtsmarkt. Im Wohngebiet Am Regenstein, in dem es kein Kirchengebäude gibt, baut er Zelte auf und organisiert „Volksfeste mit kirchlichem Profil“. Beim letzten Mal kamen 800 Menschen, darunter etwa 100 Kirchenmitglieder. Der braunschweigische Pfarrer weiß, dass Blankenburg dieses Engagement seiner 1992 zurück gewonnenen Zugehörigkeit zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig verdankt, die diese Sonderpfarrstelle neben dem normalen Kirchengemeindeleben finanziert. Die soziale Situation der Menschen bedrückt Lundbeck und seine Frau Claudia, die als Pfarrerin im Ehrenamt in der „Kirche am Markt“ mitarbeitet. Der schwächelnde Tourismus sorgt in der Harzregion für die Abwanderung vor allem junger Einwohner. Dieser Trend scheint derzeit in Blankenburg gestoppt, freut sich Axel Lundbeck, ohne dies bereits genauer analysieren zu können. Die Menschen wollten arbeiten, ist seine Erfahrung. Sogar die Ein-Euro-Jobs seien heiß begehrt. Deshalb hält er es für unverzichtbar, dass das Diakonische Werk in Blankenburg vertreten bleibt. Ebenfalls aus dem Westen kam Oliver Meißner in den Ostharz. Er war noch im Probedienst, als er im Juli 2001 die Pfarrstelle für Wienrode, Timmenrode und Cattenstedt übernahm. 2003 kam Börnecke hinzu. Meißner erinnert sich daran, dass in den Gemeinderäumen über allem noch die grau-braune Aura und der typische DDR-Charme geschwebt habe. Sein erster Eindruck: „Oh je, wo bin ich hier hingekommen“. Doch er habe schnell erlebt, dass das Kapital der Gemeinden nicht auf der Bank liegt, sondern in den Bänken sitzt. Inzwischen haben die Gemeinden, wie Meißner am Wochenende der braunschweigischen Landessynode berichtete, ihren Dornröschen-Schlaf und ihr Nischendasein beendet. Meißner unterrichtet beispielsweise in Timmenrode an der Grundschule Religion. Nicht-Gemeindemitglieder besuchten verstärkt Martinsandachten, Erntedankgottesdienste, Volkstrauertagsandachten und Hubertusmessen für Jäger. Die DDR-Jäger waren größtenteils Parteimitglieder, erläutert Meißner. Zum Umgang mit der Vergangenheit vertritt er die Auffassung, das Vergangene dürfe nicht schön geredet oder verdrängt werden, aber Neuanfänge müssten möglich sein. Fazit des braunschweigischen Landesbischofs Friedrich Weber: „Die Kirche lebt in Blankenburg und der Region!“ Text von: Manfred Laube, epd Braunschweig

Axel Lundbeck vor der Landessynode in Blankenburg. Foto: S. Hübner