Braunschweig (epd). Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hat im Blick auf die Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima die Atomkraft als unbeherrschbar bezeichnet. Der Mensch habe sie in seine Verfügung genommen, ohne die Risiken bewältigen zu können, sagte der evangelische Landesbischof am 27. März in Braunschweig zur Eröffnung der Ausstellung "25 Jahre Tschernobyl. Menschen - Orte - Solidarität". Bereits das Reaktorunglück 1986 in Tschernobyl sei ein deutliches Warnzeichen gegenüber dem Größenwahn und der Technikverliebtheit des Menschen gewesen.
"Die Ereignisse in Japan lehren uns, dass es eine fehlerfreie Technik nicht gibt und noch weniger Menschen, die all das verantworten können, was sie verursachen", sagte Weber, der Schirmherr der Wanderausstellung in der Martinikirche ist. Mit Augenzeugenberichten erinnert die Ausstellung an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986, durch die radioaktive Stoffe freigesetzt und über die nördliche Erdhalbkugel verbreitet wurden.
"1986 wurden viele wach, weil sie plötzlich wussten, dass die Lebensgrundlagen nicht mehr verlässlich waren: Regenwasser, Luft zum Atmen, Milch", sagte Weber. Jetzt habe es ein neues Erwachen gegeben, als das Vertrauen in die Beherrschbarkeit der Naturkräfte durch den Menschen nach dem Erdbeben in Japan zerbrochen sei. Der Mensch müsse seine Lebensgrundlagen endlich sorgsam behandeln, und zwar nicht nur weil er sie brauche, sondern weil sie Schöpfung Gottes seien.
Zwei Zeitzeugen aus der Ukraine werden den Angaben zufolge während der Ausstellung vor Schulklassen und Besuchergruppen über die Reaktorkatastrophe und ihre weitreichenden Folgen berichten. Weitere Zeitzeugenberichte stünden als Tondokumente zur Verfügung. Bewegte Bilder vermittelten einen Eindruck von der Informationspolitik im Jahr 1986 und von den Reaktionen der Betroffenen.