Wolfenbüttel/Hannover. Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat sich betroffen gezeigt über die Lebensbedingungen von in Deutschland geduldeten Flüchtlingen. Bei Gesprächen mit Familien in einem Flüchtlingswohnheim in Wolfenbüttel kritisierte er am Montag, 12. März, die Warnung, Flüchtlinge könnten durch ein neues Bleiberecht den Sozialsystemen zur Last fallen. Eine solche Warnung lasse die nötige Einsicht in die existenzielle Notlage der Betroffenen vermissen, so der Landesbischof. Außerdem könne es dem Grundverständnis des deutschen Sozialstaates durchaus entsprechen, wenn bedrängten Menschen mit Steuergeldern geholfen werde. Er forderte die Politiker auf, das Bleiberecht nicht zum Thema im beginnenden niedersächsischen Wahlkampf zu machen.
Mehrere Flüchtlinge machten auf das Problem der Arbeitsplatzsuche aufmerksam. Es sei gängige Erfahrung, dass Geduldete ohne eine Aufenthaltsgenehmigung keine Chance hätten, einen Job zu bekommen. Dies bedeute insbesondere für Jugendliche mit guten deutschen Sprachkenntnissen und einem Schulabschluss eine besondere Härte. Der Landesbischof appellierte erneut an den niedersächsischen Innenminister, seine harte Haltung gegenüber dem Bleiberechtskompromiss der Bundesregierung aufzugeben. Auch sei es wichtig, Flüchtlinge ohne Pass nicht zu kriminalisieren. Die Gründe dafür seien häufig der Tatsache geschuldet, dass die Menschen aus Bürgerkriegsgegenden kommen.
Mitglieder des kirchlichen Arbeitskreises „Frieden konkret“ appellierten an die Politiker und Behörden, in den Flüchtlingen vor allem Menschen zu sehen und nicht Akten oder Kostenstellen. Sie machten deutlich, dass viele Betroffene durch ihre Angst vor Abschiebung psychisch krank geworden seien. Die Forderung, dass geduldete Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernen sollten, gehe an der Wirklichkeit vorbei, da diesem Personenkreis von Seiten der Behörden keine Sprachkurse zustünden. Besondere Sorge bereite dem Arbeitskreis, dass das Flüchtlingswohnheim in Wolfenbüttel im Herbst geschlossen werden solle, so eine Sprecherin. Landesbischof Weber versprach die Unterstützung der Kirche, damit das seit vielen Jahren gewachsene Zusammenleben der Flüchtlinge nicht zerrissen werde. Er hat sich als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen wiederholt für eine humane Bleiberechtslösung für langjährig geduldete Ausländer in Niedersachsen eingesetzt.
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12.03.2007
Kategorie: Pressestelle