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06.09.2006 Kategorie: Pressestelle

Dialog ohne Fortschritte

Landesbischof Weber sieht Ökumene nur als „Zaungast“ des Papstbesuchs

Wolfenbüttel (epd). Die lutherischen Kirchen in Deutschland erwarten vom Papstbesuch keine Fortschritte im Verhältnis der beiden großen Kirchen. Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Friedrich Weber, sagte am 6. Sepetember in einem epd-Interview in Wolfenbüttel, der Papstbesuch sei ein bayrisches katholisches Ereignis. Die Ökumene bleibe mehr oder weniger ein "Zaungast".

Der braunschweigische Bischof wies darauf hin, dass sein bayrischer Kollege Johannes Friedrich lediglich eingeladen worden sei, bei einem Gottesdienst des Papstes dabei zu sein. Weber kritisierte, dass vom neuen Papst noch keine besondere Öffnung zur evangelischen Kirche erfolgt sei. Die katholische Kirche erwartet nach Einschätzung Webers vom Papstbesuch für sich selbst einen "Aufbruch gegen den Trend", denn sie leide unter Priestermangel, Finanz- und Strukturproblemen.

Der ökumenische Dialog befindet sich nach Auffassung Webers zwar nicht in einer Eiszeit, aber es gebe kaum Bewegung. Nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 sei der Übergang zu einer neuen Gesprächsebene noch nicht gefunden worden. Der vom Lutherischen Weltbund und dem Vatikan unterzeichneten Erklärung hätten sich auf der evangelischen Seite weite Teile der akademischen Theologie nicht anschließen können.

In dem Papier hatten Katholiken und Lutheraner nach 30 Jahre dauernden Verhandlungen eine theologische Übereinstimmung in Grundwahrheiten festgestellt. Zugleich wurden aus dem 16. Jahrhundert stammende gegenseitige Lehrverurteilungen aufgehoben. Kritisch sehen die Lutheraner nach den Worten Webers auch das im Jahr 2000 veröffentlichte Papier "Dominus Iesus". Darin hatte sich die römisch-katholische Kirche von anderen abgegrenzt und die protestantischen Kirchen als zweitrangig eingeordnet.

Möglichkeiten der Zusammenarbeit sieht der Catholica-Beauftragte derzeit vor allem in sozialethischen und sozialpolitischen Fragen. Dort seien die Gemeinsamkeiten wesentlich stärker als das Trennende. Die Positionen zu Härtefallregelungen für Flüchtlinge, zur Präimplantationsdiagnostik, zu Spätabtreibungen oder zur Sterbehilfe seien ähnlich. Das gelte auch für das Thema Armut in Deutschland.

Sieht den Papstbesuch als bayrisches katholisches Ereignis: Landesbischof Weber. Foto: S. Hübner