Hannover/Braunschweig. Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat dazu aufgerufen, rechter Gewalt stärker entgegen zu treten. Zum Holocaust-Gedenktag am Samstag, 27. Januar, kritisierte er in Hannover, dass sich antisemitische und rassistische Einstellungen bis in die jüngsten Schulklassen hinein finden. Demokratische Grundregeln würden nicht mit den Genen weitervererbt, sondern müssten immer wieder neu gelernt werden, so der Landesbischof.
Weber bezeichnete das Asylrecht in Deutschland als eine "Frucht aus den Erfahrungen der Nazizeit". Es dürfe deswegen nicht ausgehöhlt werden. Stattdessen sei eine rationale Diskussion über die Zusammenhänge nötig, die Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat bewegen.
Der Landesbischof bedauerte, dass jüdische Gottesdienste und Kindergärten, Kulturveranstaltungen und Altenwohnheime immer noch Polizeischutz benötigen: "Juden in diesem Land kennen Drohbriefe und Anschläge als Alltäglichkeit." Deswegen sei eine "Kultur der Erinnerung" wichtig, die unsere Gesellschaft vor dem Gedächtnisverlust und der Orientierungsverlust bewahre.
Weber räumte außerdem eine Mitschuld des Christentums an der Entwicklung des Antisemitismus ein. Traditionen und Wirkungen christlicher Theologie und kirchlicher Lehre hätten den Holocaust nicht verhindert, sondern "offen oder subtil ermöglicht".