Braunschweig. Tabus sind nach Auffassung von Landesbischof Dr. Friedrich Weber nötig, um die Gemeinschaft und das Heilige zu schützen. Sie dienten dazu, Orientierungsmuster und Verhaltensschemata zu entwickeln, die das soziale Leben regulieren, sagte er am Freitag, 12. Mai, in Braunschweig beim internationalen Kongress "Tabu – Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham". Das gelte zum Beispiel für die Unantastbarkeit der Menschenwürde oder das Tötungsverbot.
Der Landesbischof erinnerte an die religionsgeschichtliche Herkunft des Begriffs Tabu. In der christlich-jüdischen Tradition finde er Ausdruck im Zweiten Gebot, das zum Schutz des Gottesnamens ermahnt. Erst durch den Sündenfall des Menschen im Paradies habe das Tabu in der Welt Raum erhalten, so Weber. Es sei Ausdruck der Distanz zwischen Gott und Mensch.
Mit Jesus Christus habe indessen eine "atemberaubende Geschichte der Neuinterpretation" dessen begonnen, was tabu ist. Unrein mache nun nicht mehr, was in den Menschen hinein, sondern was aus ihm herauskommt, sagte der Landesbischof. Indem der Mensch die Liebe Gottes erfahre, werde er neu und müsse sich seiner selbst nicht mehr schämen.