Schöppenstedt. Gut aufgestellt sei sie, seine Landeskirche. Diese Einschätzung vermittelte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig, Friedrich Weber, etwa 60 Teilnehmern der Propsteisynode Schöppenstedt am Dienstagabend (12. Juni). Sie sei aber auch in massive Veränderungsprozesse eingebunden, so Weber. Gegenwärtige Weichenstellungen müssten in dem Bewusstsein geschehen, "dass wir Verpflichtungen gegenüber denen haben, die nach uns kommen." In der Kirche der kommenden Jahrzehnte müsse Luft sein für Jugend- und Gottesdienstarbeit sowie Mission. Ziel müsse es gerade in den ländlichen Gebieten sein, dass möglichst viele Personen im Pfarrdienst tätig seien.
Zu viele Immobilien
"Wir sind ja fast die Letzten, die als öffentliche Institution dort noch präsent sind", sagte Weber. Deswegen stelle die Landeskirche weiterhin junge Leute ein. Der Bischof betonte, die Landeskirche müsse von der Kirchensteuer unabhängiger werden. Außerdem gebe es zu viele Immobilien im kirchlichen Besitz, die nicht gebraucht würden. Hier könne an unnötigen Sanierungskosten eingespart werden. Im Besitz der Landeskirche mit ihren 414 Gemeinden sind nach Angaben Webers etwa 1400 Gebäude. Ein Drittel davon seien Kirchen, knapp 300 Pfarrhäuser. "Das Kleid ist zu groß geworden."
Nach einem heftigen Einbruch der Einnahmesituation der Landeskirche in den Jahren ab 2002 und daraus resultierenden heftigen Kürzungsrunden, habe sich die Situation derzeit stabilisiert. Kirche müsse sich auch für andere Formen von Kultur öffnen, so Weber. "Die Kirchen müssen zu Zentren in den Dörfern werden. Wir müssen uns fragen, was kulturell noch in sie hinein passt. Es ist nötig, ein zweites Programm in die Kirchen zu bringen", so der Bischof.
Offenheit erhalten
Offenheit erhalten
Offenheit müsse auch auf dem Gebiet der Ökumene erhalten bleiben, "damit wir nicht provinzialistisch werden." Mit mehr als 8000 hauptamtlich Beschäftigten und etwa 14 000 ehrenamtlich tätigen Menschen sei die Landeskirche und ihre Diakonie "kein kleiner Player." Weber verwies in diesem Zusammenhang auf die wachsende und lebendige Jugendarbeit. Das werde auch daran deutlich, wenn am kommenden Wochenende etwa 500 junge Leute zum Evangelischen Landesjugendtreffen in Neuerkerode kämen.
Mit hoher Qualität und dichtem Angebot sei auch die Kirchenmusik der Landeskirche "die Erfolgsnummer 1". Der Bischof würdigte die Arbeit der vielen diakonischen Einrichtungen der Landeskirche. Als herausragend nannte er dabei die Stiftung Neuerkerode. "Die Intensität, in der dort gelebt wird, ist Beispiel gebend."
Weber teilte außerdem mit, die Landeskirche Braunschweig reiche zusammen mit anderen Landeskirchen unter Federführung der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und des katholischen Bistums Berlin in diesen Tagen eine Verfassungsklage in Karlsruhe gegen die Aufweichung des Sonntagsschutzes ein. "Der Schutz des Sonntages wird aus ökonomischen Gründen systematisch ausgehöhlt", sagte Weber.
Quelle: Wolfenbütteler Zeitung vom 14. Juni 2007
Publikation mit freundlicher Genehmigung
Quelle: Wolfenbütteler Zeitung vom 14. Juni 2007
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