Hannover/Hermannsburg (epd). Das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen sorgt sich um seine Zukunft. Für das laufende Haushaltsjahr müsse voraussichtlich ein Defizit von mehr als einer Million Euro aus den Rücklagen ausgeglichen werden, sagte Missionsdirektorin Martina Helmer-Pham Xuan am 4. Juni vor der hannoverschen Landessynode. Bei Rücklagen von rund sechs Millionen sei erkennbar, dass es so nicht weitergehen könne.
Der Haushaltsansatz für das Jahr betrage insgesamt 13,7 Millionen Euro aus Mitteln der Trägerkirchen, Spenden und eigenen Einnahmen, sagte die Direktorin in ihrem turnusgemäßen Bericht. Grund für die Finanzmisere seien unter anderem Kosten durch den Austritt aus der Niedersächsischen Versorgungskasse und zusätzliche Zahlungen in einen Pensionsfonds. Das größte evangelische Missionswerk in Deutschland stehe vor einer Neuorientierung. "Wir haben zu fragen, für welche Arbeitsbereiche wir zukünftig mit und für die Trägerkirchen stehen."
Gemeinsam mit einer externen Unternehmensberatung solle es eine "schonungslose Aufgabenkritik" geben, sagte Helmer-Pham Xuan. Das vor mehr als 160 Jahren vom Heidepastor Ludwig Harms gegründete Werk in Hermannsburg bei Celle unterhält Kontakte zu 19 Kirchen in 17 außereuropäischen Ländern. Träger des Missionswerkes sind die evangelischen Landeskirchen von Hannover, Braunschweig und Schaumburg-Lippe. Der hannoversche Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer sagte, das Werk genieße international einen guten Ruf. "Wir müssen darauf achten, dass uns diese Stütze nicht wegbricht."
Rund 100 Missionare arbeiten der Direktorin zufolge derzeit als Theologen, Ärzte, Handwerker oder Praktikanten im Auftrag der Partnerkirchen der Mission, knapp die Hälfte davon in Vollzeit. In Deutschland hat das Werk etwa 70 Voll- und 70 Teilzeitbeschäftigte. Nach Senkung der Zuschüsse der Trägerkirchen war die Mission bereits vor fünf Jahren gezwungen, drastische Kürzungen umzusetzen, um mehr als 2,5 Millionen Euro einzusparen.
Eine Herausforderung bleibt es laut Helmer-Pham Xuan auch, die Zukunft des Missionsseminars zu sichern. Die theologische Ausbildungsstätte hat im vergangenen Herbst gemeinsam mit der Universität Göttingen den neuen englischsprachigen Master-Studiengang "Interkulturelle Theologie" gestartet. Eine volle Ausbildung für Theologen wird es mit dem Abschluss der letzten Absolventen im Jahr 2012 nicht mehr geben. Damit das Seminar Bestand habe, müsse in den neuen Studiengang investiert werden. Zudem müssten weitere Studiengänge am Seminar etabliert werden.
Missionsdirektorin Martina Helmer-Pham Xuan ist Pfarrerin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.