Mainz/Braunschweig. Wer die Freiheit als Geschenk erlebt, kann sie als produktive Kraft erfahren. Ein Beispiel dafür sei die Freiheit, die Deutschland durch den Fall der Mauer geschenkt wurde. Das sagte Landesbischof Dr. Friedrich Weber Dienstagabend, 17. Januar, im Plenarsaal des Landtags Rheinland-Pfalz in Mainz. Bei einem Podiumsgespräch mit dem Karlsruher Philosophieprofessor Hans Lenk zeigte sich Weber überzeugt, dass Freiheit öffentlich verantwortet werden müsse.
Moralische Appelle griffen dabei allerdings zu kurz. Nötig sei die Erinnerung an die eigene Verletzlichkeit sowie das Gedächtnis erfahrener Not. Hier lägen die Quellen für die Solidarität mit den Leidenden. Damit diese Solidarität auf Dauer erhalten bleibe, bedürfe es der Pflege des kulturellen Gedächtnisses. Vor diesem Hintergrund forderte der Landesbischof Investitionen im Bildungssystem.
Weber grenzte den christlichen Freiheitsbegriff gegen den der philosophischen Aufklärung ab. Im Gefolge Immanuel Kants müsse sich der Mensch selber befreien, indem er dem kategorischen Imperativ entspreche. In christlicher Perspektive sei Freiheit aber nicht das Ziel menschlicher Bemühungen, sondern deren Voraussetzung. Die normative Orientierung in unserer Demokratie speise sich in besonderer Weise aus dieser Tradition, so der Landesbischof.
Das Podiumsgespräch zwischen Professor Lenk und dem Landesbischof war Teil einer Veranstaltungsreihe des Landtags Rheinland Pfalz und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz) zum Thema "Freiheit und Verantwortung".