Porto Alegre/Braunschweig. Unterschiedlicher könnte die Situation gar nicht sein: Vier Jahre nach dem Bürgerkrieg ist die tatsächliche Entwaffnung in Sierra Leone immer noch ein Thema. "Nach elf Jahren des Unfriedens muss unsere Jugend Frieden lernen", erklärt Florella Hazeley aus Freetown. "In Rio de Janeiro ist kein Krieg," betont der Brasilianer Rubem Cesar Fernandes. "Trotzdem werden in Rio 3000 Menschen - viele davon noch keine 20 Jahre alt - ermordet. Meistens im Streit." Trotzdem erklärt er: "Frieden ist möglich!" Und wiederum ganz anders ist die Situation in Braunschweig: "Bandenmorde kennen wir nicht, aber eine latente Gewaltbereitschaft herrscht an manchen Orten in der Stadt. Dem wollen wir entgegenwirken", sagt Klaus Burkhardt, Initiator der Kampagne "Schritte gegen Tritte".
Die drei Aktivisten präsentierten ihre Programme während der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK im brasilianischen Porto Alegre. Denn vom ÖRK wurde die Kampagne "Frieden für die Stadt" 2001 initiiert: Friedensinitiativen in verschiedenen Großstädten werden in die Öffentlichkeit brachten. Pastor Burkhardt, der im Auftrag des Evangelischen-lutherischen Missionswerk in Niedersachsen (ELM) bereits in Südafrika Erfahrung im Entwickeln von Frieden aufbauenden Maßnahmen machte, hat in den vergangenen Jahren fast 120 "Friedens-Trainer" in und um Braunschweig ausgebildet.
In Sierra Leone arbeitet die Kampagne eng mit den Dorfältesten, den Chiefs, zusammen. "Wenn die Dorfgemeinschaft Waffen abliefert, dann erhält sie Geld, mit dem sie die Situation verbessern kann", erklärt Florella Hazeley. "Ob das nun Ausstattung für die Schule, Einrichtung für die Krankenstation oder ein neues Gebäude ist, entschiedet das Dorf gemeinsam." Bei dem Friedensprozess werden die Bürgerinnen und Bürger durch Mitarbeitende der Kampagne begleitet.
"Wir arbeiten mit Jugendlichen, die vorher jede Meinungsverschiedenheit mit einer Waffe ausgehandelt haben", erzählt Rubem Cesar Fernandes. In den Workshops treiben die Betroffenen Sport, spielen Theater, machen Musik. "So lernen vor allem die jungen Männer mit ihrer Kraft und Energie umzugehen. Sie üben, Konflikte anders als mit Gewalt auszutragen."
Bereits im Kindergarten, später in der Schule und in Jugendgruppen, wird von Burkhardt das Programm "Schritte gegen Tritte" eingesetzt. Als Ziele nennt er schlagwortartig: "Wir sind gegen Gewalt, gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, und dagegen, dass andere herum geschubst werden."
In Freetown, Rio und Braunschweig setzen sich Menschen für eine friedliche Welt ein. "Gewalt scheint im täglichen Leben vieler Menschen und in den Medien die Oberhand zu behalten", erklärte Burkhardt vor Pressevertretern in Porto Alegre. "Wir möchten, dass Frieden gezeigt wird." Deshalb müssen Menschen erfahren, dass sie zu einem friedlichen Miteinander etwas beitragen können.
Und Landesbischof Dr. Weber ergänzte: "Man muss jedem mit Respekt gegenüber treten, egal, wer dieser Andere ist und was er tut, denn das Gegenüber ist ein Geschöpf Gottes. Gewalt darf nicht mit Gegengewalt beantwortet werden. Den Anderen respektieren heißt nicht notwendigerweise, sein Verhalten zu tolerieren. Ich kann ihm klar machen, wo meine Grenzen sind und habe gleichzeitig seine Grenzen zu achten." (Beitrag: Freddy Dutz)
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20.02.2006
Kategorie: Pressestelle