Braunschweig (epd). Die Kirche und das Theater werden nach Auffassung des Braunschweiger Theater-Intendanten Wolfgang Gropper von der Gesellschaft mehr denn je als "Tankstellen für den Geist und die Seele" gebraucht. Beide kosteten "ganz schön viel Geld", sagte Gropper am 26. Januar beim Neujahrsempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig in der Braunschweiger Klosterkirche Riddagshausen. Er sei aber "der festen Überzeugung, dass wir zum Leben nicht nur unser täglich Brot brauchen, sondern auch seelische Erbauung und hin und wieder den Glanz".
Unter der Überschrift "Angekommen in der Provinz" bilanzierte Gropper sein Wirken als Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig. Kirche und Theater hätten die Chance, sich von jeder Provinzialität als Geisteshaltung fern zu halten, sagte der aus Bayern stammende Intendant. Die geistige Regheit entscheide, wieviel "Muff unter den Talaren" und wieviel Mottenpulver in den Kostümen und Masken hängen bleibe.
Provinz als abwertender Begriff sei eine Frage des Kopfes und nicht der Landschaft oder Gebietskörperschaft, sagte Gropper vor rund 500 Vertretern des öffentlichen Lebens. Provinz sei ortsunabhängig überall anzutreffen. Sie zeichne sich durch Engstirnigkeit, kleinbürgerliches Denken und Handeln, Unaufgeschlossenheit gegenüber Neuem und Fremdem, Intoleranz und Rückwärtsgewandtheit aus.
Der Generalintendant will im Sommer 2010 seine Tätigkeit beenden und sich dann im Alter von 66 Jahren neuen Aufgaben zuwenden. Der ausgebildete Schauspieler und Volljurist leitet des Staatstheater mit Schauspiel, Ballett, Oper und Orchester seit 1997. Zuvor war er unter anderem Oberspielleiter in Hannover, Schauspieldirektor in Braunschweig und Generalintendant in Krefeld.
Landesbischof Weber hob beim Neujahrsempfang die guten Beziehungen der Lutheraner zur römisch-katholischen Kirche hervor. Beide Seiten arbeiteten in theologischen Lehrgesprächen vertrauensvoll und gründlich zusammen, sagte er. Weber ist auch Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
"Wir feiern Gottesdienste miteinander, wir verantworten soziale Einrichtungen und mitunter gar Gebäude miteinander und stehen auch füreinander ein", sagte der Landesbischof . Er erwarte eine Menge von der katholischen Kirche. Vieles verbinde die beiden Kirchen. Weber nannte dabei unter anderem die Taufe, die Bibel als gemeinsame Quelle der Erkenntnis und den Glauben an Jesus Christus. "Das Verbindende wächst, wenn es wichtiger wird als das Trennende", fügte er hinzu.
Begrüßung Landesbischof Weber im Wortlaut