Am Donnerstag vor dem 1. Advent wurden während der letzten zehn Jahre, in einer Andachtsfeier die Krippenfiguren in der Bartholomäuskirche aufgestellt, die von den Frauen des Kreativkreises aus dem Frauenzentrum im Georgenhof hergestellt worden waren. Bewusst wurde dieser Termin gewählt, um in diesem Jahr die beiden Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums zu verabschieden. Nachdem die Ev. Frauenhilfe, Landesverband Braunschweig e. V., aus finanziellen Gründen das Frauenzentrum in Blankenburg aufgegeben hat, konnten die beiden Mitarbeiterinnen nicht mehr weiterbeschäftigt werden und wurden entlassen. In einer feierlichen Veranstaltung wurden sie von ihren Aufgaben entbunden. Aus diesem Anlass war unter anderen auch die Pröpstin der Propstei Bad Harzburg, Katharina Meyer, nach Blankenburg gekommen.Hier ist der verbale Teil ihres Beitrages:
Liebe Frau Gries, liebe Frau Pfannkuchen und -stellvertretend für den Landesverband der ev. Frauenhilfe -liebe Frau Kynast, liebe Freunde und Freundinnen des Frauenzentrums,
zu dieser Abschiedsstunde gehört zuerst und vor allem der Dank an Sie, Frau Gries, und an Sie, Frau Pfannkuchen, für all das, was sie im und für das Frauenzentrum hier in Blankenburg getan haben.
Und dieser Dank ist eingebettet in den Blick zurück und den Ausblick nach vorn. Ich möchte den Bogen weit spannen-Sie werden das gleich merken.
Die Bibel ist ein Buch voller Männergeschichten ------ und voller Frauengeschichten. Jesus hat Frauen als ebenbürtig behandelt. Und in den ersten christlichen Gemeinden spielten Frauen eine entscheidende Rolle. Das ist nicht immer so gewesen und geblieben. Und die kirchliche Entwicklung ist nie unabhängig gewesen von den gesellschaftlichen Entwicklungen drumherum. Das gilt auch für die Stellung der Frau.
Jetzt mache ich mal einen großen Sprung: um die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende sind große evangelische Frauenorganisationen entstanden, unter anderem die Evangelische Frauenhilfe. Es sind ganz verschiedene Fragen gewesen, die Frauen in der Kirche beschäftigt haben in diesem guten Jahrhundert. Anfang des letzten Jahrhunderts die Frage nach dem Wahlrecht für Frauen in der Kirche. Am Anfang der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Frage, ob Frauen Pfarrerinnen sein können. Später ist dann zum Beispiel die internationale Arbeit mit den Weltgebetstagen ganz wesentlich geworden. Diese kurzen Stichpunkte machen deutlich, dass Frauen auch in unserer Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig jeweils die Herausforderungen ihrer Zeit angenommen haben und an ihnen gearbeitet haben.
Und das war auch nach der friedlichen Revolution wieder so, als die Blankenburger Region wieder Teil unserer Landeskirche geworden war. Die Evangelische Frauenhilfe hat darauf reagiert mit der Gründung des Frauenzentrums hier in Blankenburg. Ich möchte dem Landesverband der evangelischen Frauenhilfe dafür ausdrücklich danken, dass er die Zeichen der Zeit gesehen und entsprechend gehandelt hat-und das mit großem Engagement seit der Gründung des Frauenzentrums.
Und ich möchte Ihnen, liebe Frau Gries, und auch Ihnen, liebe Frau Pfannkuchen, dafür danken, wie Sie dieses Frauenzentrum und die Arbeit in ihm gestaltet haben. Man kann spüren, mit wie viel Liebe das geschehen ist und wie sorgfältig und feinfühlig Sie dabei vorgegangen sind. Die Reaktionen der Frauen aus dem Frauenzentrum darauf, dass große Änderungen bevorstehen, machen das ganz deutlich. Ohne Sie wäre das Frauenzentrum nicht geworden, was es ist.
Nun hat die Landessynode beschlossen, die Mittel zu streichen, die den Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in die Lage versetzt haben, das Frauenzentrum zu betreiben. Es wird also nicht mehr möglich sein, das Frauenzentrum weiter so zu führen, wie das war. Das ist schmerzlich-vor allem auch, weil es bedeutet, dass wir Sie beide heute verabschieden müssen und dass die Frauenhilfe die Trägerschaft abgibt.
Zugleich macht es deutlich, was für eine Kostbarkeit Sie uns mit dem Frauenzentrum da hinterlassen. Das darf und soll nicht einfach aufhören. In Gesprächen mit dem Landeskirchenamt und in Beratungen zwischen der Kirchengemeinde in Blankenburg und der Propstei Bad Harzburg hat sich ein Weg aufgetan, wie es möglich sein kann, das Frauenzentrum nicht einfach nur zu schließen, sondern es in veränderter Form und leider ohne hauptamtliche Leitung weiterzuführen.
Es wird nicht alles bleiben können wie es war. Und für viele wird es ein schmerzlicher Abschied bleiben. Aber das Frauenzentrum wird auch nicht einfach verschwinden.
Nun würden Sie sich sicher wünschen, dass ich Ihnen genau beschreibe, wie es werden wird. Das kann ich heute noch nicht. Ich kann Ihnen aber sagen, dass die Propsteisynode inzwischen in großer Einmütigkeit beschlossen hat, Geld für das Offenhalten des Frauenzentrums bereit zu stellen. Nun ist die Landeskirche am Zug. Ich erwarte die Entscheidung noch in diesem Jahr.
Und ich kann Ihnen sagen, dass es eine ganze Reihe von Menschen gibt, die mit großem Engagement daran arbeiten, dass es weitergehen kann mit dem Frauenzentrum. Stellvertretend nenne ich die Mitglieder des neuen Leitungsteams des Frauenzentrums: Frau Schirrmeister, Frau Werner, Herr Spiegel und Frau Pfarrerin Beyer.
Dass das Frauenzentrum und seine Zukunft solches Engagement auslöst, ist ein Zeichen dafür, dass viele erkannt haben, wie kostbar das ist, was hier entstanden ist. Und das führt noch einmal zum Dank. Er soll heute auch sichtbar werden-bunt, wie die Arbeit im Frauenzentrum.
Nachrichtendetails
10.01.2013
Kategorie: Gemeinde