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30.07.2012 Kategorie: JUZ, Gemeinde

Bericht aus dem JUZ: Kleine Fluchten IV 2012

Unterwegs mit dem Binnenschiffer

Bei der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals am 11.08.1899 hätte weder Kaiser Wilhelm II. noch sonst jemand gedacht, dass wir zu „Erlebnis- und Erholungszwecken“ einmal diesen Kanal befahren werden. Das unplanbare dieser Freizeit war, dass wir zunächst gar nicht wussten, wo unser Zu- und dann der spätere Ausstieg sein sollten.

 

So machten sich sechs Jungen mit mir nach Lingen/Ems auf, um dann schließlich doch schon an der Meppener Schleuse bei Kilometer 163,89 das Motorschiff Bayerischer Wald zu beziehen. Für vier Tage sollten 100 m Länge, 9,50 m Breite mit einem Laderaum von 2.200 m3 und einem max. Tiefgang von 3,20 m unser Zuhause werden.

Zu unserem Erstaunen war das Gütermotorschiff ohne Ladung unterwegs, denn die hatte es in Haren/Ems zwei Flügel für eine Windkraftanlage gelöscht.

Und so startete schnell der sommerliche Wasserspaß; hatte Ebbi (unser Schiffsführer) den Laderaum doch mit Ballastwasser und Beiboot bestückt. – Ein Pool im Schiff. Und außerdem konnte nach Herzenslust mit großen Schläuchen Wasser gespritzt werden.

1.320 PS bewegten uns in dreieinhalb Tagen mit mäßigen neun Stundenkilometern dem Dortmunder Marxhafen entgegen. Unterschiedliche Landschaften der Agrar- und Industriekultur zogen an uns vorbei, etwa zehn Staustufen waren zu überwinden, immer wieder winkende Angler und Wasserurlauber an den Ufern.

Natürlich gab es in der studentisch geprägten Stadt Münster viel zu sehen und auch Henrichenburg (ehemals Schiffshebewerk) hatte seinen eigenen Charme.

 

Das Tempo und der gleichmäßige Lauf der großen Schiffsmaschine schienen sich auch auf die Teilnehmer auszuwirken, die einen Gang runterschalteten und in großer Gelassenheit sich der Natur und dem Spiel hingaben. Beliebt waren natürlich immer das abendliche Springen von der Bordwand und das Baden im Kanal. In Dortmund blieb dann auch Zeit für einen Bummel durch die Innenstadt und ein Labyrinth in der Kirche St. Petri sowie Pommes-Schranke, während auf dem Schiff die Ballasttanks und der Laderaum leergepumpt wurden. Schon im Aufbruch konnten wir dann noch miterleben, wie das Schiff mit Schrott beladen wurde, der dann rheinaufwärts bis Kehl geliefert werden sollte. Für uns ging es per Bahn über Münster zurück nach Meppen und dann wieder nach Blankenburg.

 

Nachgedanken: Erstaunlich und sicher kein Zuckerschlecken ist das Leben eines Berufsschiffers; meist liegt ein Arbeitstag bei 15 Stunden. Einer konnte erfahren, dass man sich auf dem Decksboden die Füße verbrennen kann, - so ist der Sommer. Man kann auch selbst eine Angel konstruieren. Der Containerterminal ist kein guter Ort für eine ruhige Nacht. Und selbst in Dortmund gibt es Bayern Fans.

Ein großer Dank gilt natürlich Eberhard Butenhof (Ebbi) und seiner Crew, die dies Erlebnis möglich machten und Gipsy, der Schiffshündin.

 

Bilder zu diesem Bericht gibt´s inder Fotogalerie des JUZ unter 02012_MS_Bayrischer_Wald zu sehen.

Beitrag von Carsten Reimers