Suche

Nachrichtendetails

23.06.2011 Kategorie: JUZ, Gemeinde

Neues aus dem Jugendzentrum

Fünf Tage lang waren die Berge unsere Schule

Pfingstmontag, 6.00 Uhr: acht verwegene Gestalten treffen sich am Georgenhof. Viele Stunden später stehen sie mit mir in Hinterriß/Österreich, um auf Hüttentour ins Karwendelgebirge zu steigen. Die neue Umgebung, das Gehen nach der langen Fahrt beschleunigt die Schritte, aber die Luft wird dünner, der Weg beschwerlicher, Nieselregen setzt ein, wir versteigen uns noch unterhalb der Baumgrenze ... und bei einem Jungen kullern die ersten Tränen – mit dem Gedanken: „Wir kommen nicht an; das ist zu hart." Und genau er entdeckt einen Moment später durch die Bäume hindurch eine Hütte. Die Schritte werden schneller, als die letzten die Falkenhütte (1.848 m) erreichen, ist es bereits dunkel. Von weit her schimmerte warmes Licht in einem kleinen Fenster. Der Hüttenwirt erwartet uns freundlich, es gibt Erbsensuppe. Dann geht's in die Betten. Am nächsten Tag sieht alles schon wieder besser aus. Die meisten der Jungen waren noch nie in den Alpen, noch nie haben sie so imposante Felswände, Täler, Kühe mit Glocken, Gemsen, schwarze Salamander und die akrobatischen Flüge der Bergdolen erlebt.  Auch an den kommenden Tagen waren die Füße unser wichtigstes Werkzeug. Die Tour führte uns zunächst zur Engalm (1.203 m), dann für zwei Tage zur Lamsenjochhütte (1.953 m) und auf die Lamsenspitze (2.508 m). Dazwischen lagen immer wieder der Kampf mit dem ständigen Auf oder Ab, die Frage, warum gerade ich mir das antue, Begegnungen mit Bayern, Österreichern, Engländern, Polen usw. Eine besondere Herausforderung war am Donnerstag der Aufstieg über einen Klettersteig zur Lamsenspitze. Ausgerüstet mit Gurten, Klettersteigsets und Helmen ging es an den Berg. Was für Einheimische nur Frühsport zu sein scheint, wurde für uns fast zu einer Tagesaufgabe. Gesichert in Seilen und durch Tritteisen in den Felsen suchten wir den Gipfel zu erklimmen. Hier musste jeder sein Tempo finden zwischen Geröll, Felsen und Schnee. Und man musste aufeinander achten, einander helfen. Umso größer war natürlich die Freude, als es dann alle geschafft hatten und sich im Gipfelbuch eintragen konnten. Und wer kann schon in solch imposanter Kulisse, umgeben von Wolken und von unzähligen schneebedeckten Gipfeln, sein Mittag essen? Was haben uns die Berge gelehrt?
  • Serpentinenwege sind einfacher als senkrechte Anstiege über Geröllfelder.
  • Ein Handy nützt nichts hinter den Bergen.
  • Mini-Nutella-Portionen kosten auf dem Berg durchaus einen Euro, eine Scheibe Brot 50 Cent.
  • Wer zu schnell steigt, dem geht die Luft aus.
  • Das Wetter ist nicht irgendwo, man ist mittendrin.
  • Die Sonne „beißt" auch bei Nebel.
  • Ein knisternder Holzofen ist auch im Frühsommer genial.
  • Trinkwasser schmeckt super, warmes Waschwasser gibt's nicht überall.
  • Menschen können mit An- und Herausforderungen wachsen.
  • Der Berg ist erst geschafft, wenn man wieder unten ist.
Sicherlich sind viele weitere Eindrücke zu erzählen. Toll ist, dass diese 12 – 16jährigen Jungen sich raus getraut haben. Und dankbar bin ich, dass solch ein Abenteuer durch die Hilfe vieler ermöglicht wurde: Landkreis und Landeskirche, Spender und Gottesdienstbesucher haben Geld zusammengelegt, um besonderen Menschen einen besonderen Teil unserer Welt zu zeigen. Vielen Dank hierfür und dem Herrn, dass alle wieder heil nach Hause gekommen sind.

Beitrag von Carsten Reimers