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16.05.2009 Kategorie: Predigten

Durch unseren Sprung scheint Gottes Licht

Predigt zum Konfirmatioinsgottesdienst Pfingsten 2009

Liebe Festgemeinde, lieber Kilian, lieber Robin, ein Jahr waren wir gemeinsam auf dem Weg und haben uns kennen und auch schätzen gelernt. Wir Eure Offenheit den Themen gegenüber, die wir Euch angeboten haben. Und die Fragen, mit denen Ihr uns herausgefordert habt. Die gemeinsam verbrachten Wochenenden, bei denen wir zusammen gegessen haben und über Zäune geklettert sind.
Ein Jahr lang haben wir über Themen gesprochen, die auf dem Schulhof wahrscheinlich nicht unbedingt zu den Pausengesprächen zählen: Wer hat mich geschaffen und warum? Was passiert beim Abendmahl oder bei der Taufe? (Und was ist der Sinn des Lebens?)
Heute sind wir am Ende dieses gemeinsamen Jahres angekommen. Ein Ziel auf Eurem Lebensweg habt Ihr erreicht. Heute werdet Ihr konfirmiert.
Ihr wisst, was Ihr glaubt, Ihr habt vor ein paar Wochen selbst ein Glaubensbekenntnis verfasst. Fragen bleiben und das ist gut so. Wir sind schließlich unser Leben lang auf dem Weg.
Heute bekommt Ihr die Hände aufgelegt und werdet gesegnet.
Ein Lebensabschnitt ist zu Ende und ein neuer beginnt.
An solchen Schnittstellen im Leben ist es gut, sich noch einmal Gottes Segens zu vergewissern. Seit Eurer Taufe seid Ihr ja schon Gesegnete.
Dass ein Abschnitt Eures Lebens zu Ende geht, merken wir heute. Vielleicht spüren Eure Eltern das noch viel mehr als Ihr. Man sieht es auch: Ihr seid keine Kinder mehr, aber auch noch nicht richtig erwachsen.
Ihr seid an einem Wendepunkt angelangt. Bislang Liebgewesenes ist plötzlich nicht mehr so wichtig, Rituale oder Kuscheltiere aus der Kinderzeit z.B., dafür rückt anderes an die Stelle.
Ihr seid einen Schritt weiter auf Eurem Weg.
Und so hat dieser Tag heute auch mit Abschied zu tun. Bei einem Abschied hilft es, gesegnet zu werden. Für den Neubeginn. Denn ein Abschied bedeutet, das etwas zu Ende ist und damit etwas Neues beginnen kann.
Damals als Jesus die Seinen zurück ließ und zum Himmel auffuhr, sprach er ihnen Segen zu, er ließ ihnen Trost und Beistand da für die Zeit, die vor ihnen lag. Heute feiern wir Pfingsten. Der Geist Gottes wird über uns ausgegossen. Er ist es, der uns tröstet und erinnert und beisteht.
Zu diesem Tag heute gehören für Euch auch gute Wünsche, die ihr von allen Seiten bekommt. Von Menschen, die Euch Euer Leben bislang begleitet haben, wie Eure Eltern und Großeltern, Paten, Tanten und Onkel, Geschwister und Freunde. Sie alle freuen sich heute mit Euch.
Am Donnerstag war ich im Altenheim in der Oesig. Dort findet regelmäßig ein Gottesdienst statt. Ich habe den alten Menschen erzählt, dass Ihr heute konfirmiert werdet und habe sie gefragt, was sie Euch mitgeben würden als Rat oder als Wunsch.
Die alten Männer und Frauen in der Oesig erzählten, wie das damals war in ihrer Jugend, als sie konfirmiert wurden. Die eine hatte ihren Konfirmationsgottesdienst schon um 8 Uhr in der Früh, damit sie nämlich um 9 Uhr fertig waren und ungestört den Gottesdienst feiern konnten, denn zu der Zeit gab es zwischen 9.00 und 9.30 Uhr immer Fliegeralarm. Sie ist mitten im Krieg konfirmiert worden. Andere haben erzählt davon, wie sie bewahrt wurden in ihrem Leben. Dass immer dann, wenn sie dachten, nun geht es wirklich nicht mehr weiter, dass dann irgendetwas passiert ist, dass ihnen wieder Hoffnung gab oder ihnen einen Weg zeigte, den sie bis dahin gar nicht gesehen hatten. Und eine Frau hat gesagt, dass wenn ihr der ganze Körper weh tut, sie zu Gott und dem Heiligen Geist betet und dann würde es ein bisschen besser sein.
Eine ganz alte Frau sagte, dass sie immer gut mit Gottes Segen gefahren sei. Und dass sie Euch das wünscht, dass Ihr das am Ende Eures Lebens auch sagen könnt: ja, wir sind gut gefahren mit Gottes Segen.
Auf unserer Freizeit in Lauterbach habe ich Euch vom Segen erzählt.
Segen ist nichts, was wir sehen könnten oder festhalten. Segen erleben wir. Und vielleicht kann man auch überhaupt erst im Nachhinein von Segen sprechen. Gesegnet gewesen zu sein, in einer besonderen Situation. In einer Entscheidung, die wir getroffen haben z.B., oder bei einem Unfall (wenn wir an die Fahrt mit der Draisine denken).
Wir haben Segen erlebt, auch in unserer Konfirmandengruppe.
Segen bedeutet nicht, dass uns nie etwas zustoßen würde. Dass wir nie traurig sein werden.
Segen ist nichts Magisches, dass uns vor allem bewahren würde wie ein Patronus Zauberspruch von Harry Potter, der die Dementoren abhält, die uns das Leben aussaugen wollen. Der Segen ist kein Zauberspruch, der alles von uns fern hält, was uns schaden könnte.
Als Gesegnete sind wir genau wie alle anderen Menschen weder vor Krankheit geschützt noch vor Unglück. Aber wir sind im Unglück nicht verlassen. Wir werden durch das Unglück hindurch von Gott begleitet. Das ist der entscheidende Unterschied. So können wir damit leben. Segen hat mit Abschied zu tun.
Auch mit dem Abschied von der Vorstellung, dass alles machbar ist. Dass, wenn wir nur vorsorgen und uns an all das halten, was vernünftig ist, dass uns dann schon alles gelingen wird.
Segen ist ein Geschenk. Wir können keinen Segen einfordern. Wir brauchen nur unsere Herzen und Hände zu öffnen und zu empfangen. Es ist so wie mit Geschenken, die wir von Menschen bekommen, die wir sehr gerne mögen. Wir können es kaum abwarten, das Geschenk auszupacken, denn es wird etwas Tolles sein. Etwas, das ganz besonders für uns ausgesucht wurde.
So den Segen anzunehmen bedeutet, sich selbst loslassen zu können, sich Gott anvertrauen zu können.
Das kann man nicht theoretisch lernen, wenn andere es einem erzählen. Das lernen wir im Leben.
Dafür bete ich, dass Ihr in Eurem Leben darauf vertraut, dass Ihr immer und überall unter Gottes Segen steht. Auch, oder gerade dann, wenn Ihr denkt, dass es jetzt überhaupt nicht der Fall ist, weil etwas passiert z.B., das Euch aus der Bahn wirft.
Das haben wir auch zusammen erlebt, dass wenn man z.B. Blödsinn macht, dann etwas passiert, was man weder gewollt noch bedacht hat.
Und das Andere uns dann für leichtsinnig erklären oder sogar für verrückt. Vielleicht denken wir selber so von uns.
In Kapstadt hat einmal jemand einen Aufkleber auf unseren Kirchen-Golf geklebt, darauf stand übersetzt:
gesegnet sind die Verrückten,
wörtlich: die, die einen Sprung haben,
denn sie lassen Gottes Licht durch.
In den Augen der Welt sind wir Christen manchmal wahrscheinlich eher Verrückte. Vielleicht denken wir das auch selbst von uns, dass wir einen Sprung haben oder andere behaupten es von uns.
Doch genau durch unseren Sprung scheint Gottes Licht hindurch.
Solch einen Sprung können wir durch einen Unfall bekommen, wie einen körperlichen „Riss". Oder durch ein schlimmes Erlebnis bekommen wir einen seelischen „Riss", und dadurch leuchtet dann Gottes Licht.
Segnen, im Lateinischen: benedicere, bedeutet:
gut gesprochen zu werden.
Und das werdet Ihr Beiden heute. Ihr werdet gut gesprochen.
Wir haben die Hoffnung für Euch, dass Euer Leben und Wirken gut wird.
Wir haben die Hoffnung, dass wir alle mit unseren Sprüngen gesegnet sind.
In unserer Unvollkommenheit sind wir gut gesprochen und gesegnet.
Amen